(09.05.2019)
Die Ergebnisse des Treffens im Bundesverkehrsministerium liefern keine wirklich ermutigenden Signale für eine nachhaltige Verlagerung von Warenströmen auf die Bahn, meint der LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure e.V.
„Güterverkehr soll wohl weiter übers Rangiergleis fahren.“ So kommentiert Sabine Lehmann, Geschäftsführerin des LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure e.V. die Ergebnisse des „Schienengipfels“ am Dienstagabend im Bundesverkehrsministerium. Zwar seien die angestrebten Verbesserungen beim Personenverkehr, Stichwort: Deutschland-Takt, verkehrspolitisch grundsätzlich lobenswert, weil sie dem Individualverkehr einen Abschied vom Auto erleichtern. „Aber machen wir uns nichts vor: Unter den gegebenen Verhältnissen im deutschen Schienennetz zieht das im Ergebnis weitere Hürden und Bremseffekte für den Güterverkehr auf der Bahn nach sich“, so Lehmann.
Schon heute reichten die vorhandenen Kapazitäten nicht aus, um eine stringente Verlagerung von Warenströmen zuverlässig umzusetzen, geschweige denn, um Wachstum zu ermöglichen. „Für stabile und funktionierende Liefer- und Logistikketten braucht die Wirtschaft auch für den Güterverkehr einen Deutschland-Takt, um Güter dauerhaft von der Straße auf die Schiene zu verlagern“, fordert Lehmann. „Das ist aus unserer Sicht auf der bestehenden Infrastruktur und im Wettbewerb mit einem dann intensivierten Personenverkehr nicht darstellbar.“
Die nach dem Gipfel verlautbarte vage Ankündigung „spezieller Trassen“ und eines „gezielten Infrastrukturausbau“ macht hier aus Sicht des LBS wenig Hoffnung auf schnelle und effiziente Lösungen. Zumal weitere Gutachter-Papiere erst im kommenden Jahr vorgelegt werden sollen. „Wenn wir heute lesen, dass die ,Integrative Betrachtung des Güter- und Schienenverkehrs… (eine) kohärente Ausbaustrategie für das deutsche Schienennetz‘ ermöglicht, weil sich dadurch Engpässe früher erkennen und ,engpassauflösende Strukturelemente‘ ableiten lassen, dann sehen wir hier keinen Sprint bis zum Ziel, sondern einen Marathon“, kommentiert Lehmann Aussagen im Bericht über den zweiten Gutachterentwurf. „Bei den in Deutschland üblichen Planungs- und Genehmigungsverfahren reden wir über einen sehr, sehr fernen Verwirklichungshorizont.“
Einem „Lieber spät als nie“ kann der LBS dabei nichts abgewinnen. „Wir sehen an dem nicht wirklich vorhandenen Fortschritt beim Zulauf zum Brenner Basis Tunnel (BBT), mit welchen Unwägbarkeiten und Fristen wir rechnen müssen“, so die LBS-Geschäftsführerin. Ihr Fazit: „Beim Schienengipfel ist der Güterverkehr im Tal geblieben.“
Dabei ist der nächste Engpass schon absehbar. Der LBS warnt angesichts der anhaltenden Trockenheit und niedriger Wasserstände schon jetzt vor sich abzeichnenden Engpässen im Massengutverkehr. Hinzu kommen nicht oder nicht ausreichend leistungsfähig ausgebaute Wasserstraßen, wie die Donau zwischen Straubing und Vilshofen. „Sobald Binnenschifffahrt nur noch eingeschränkt oder streckenweise gar nicht mehr als Verkehrsträger zur Verfügung steht, wird es zur Verlagerung von Warenströmen auf die Schiene und von dort auf die Straße kommen“, erklärt Lehmann. „Verzögerungen im Ablauf sind dann unvermeidbar. Denn Spielraum, um Spitzen abzufangen, sind im System keine mehr vorhanden.“