„Der von der Bayerischen Staatsregierung beschlossene Masterplan Bayern Digital II hat eine gigabitfähige Infrastruktur in ganz Bayern bis 2025 zum Ziel und soll Bayern zu einer europäischen Hochburg für IT und IT-Sicherheit werden lassen. Diese Initiative begrüßt der LBS im Namen der bayerischen Speditions- und Logistikunternehmen“, erklärt Sabine Lehmann, Geschäftsführerin des LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure. Laut einer aktuellen Studie von Roland Berger sind 95 Prozent der befragten europäischen Logistikunternehmen der Meinung, dass die Digitalisierung die Speditions- und Logistikbranche komplett oder zumindest zum Teil verändern wird. „Für diesen tiefgreifenden Wandel brauchen unsere Unternehmen jedoch die richtigen Rahmenbedingungen, um ihre Geschäftsmodelle und Serviceangebote anpassen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen zu können, denn die Speditions- und Logistikbranche gehört durch die Steuerung weltweiter Güterströme und dem damit gekoppelten komplexen Austausch von elektronischen Informationen zu den aktiven Gestaltern von digitalen Prozessen“, so Lehmann.
An erster Stelle steht dabei für den LBS der konsequente, flächendeckende Breitbandausbau. Deutschland ist noch immer ein „Quasi-Entwicklungsland“, wenn es um schnelle Internetverbindungen geht. In einem aktuellen State-of-the-Internet-Report erreicht Deutschland abgeschlagen Platz 25 mit einer Internetgeschwindigkeit von 15,3 Mbit/s, Platz 1 belegt Südkorea mit knapp dem doppelten Tempo. Doch Deutschland liegt auch weit hinter anderen europäischen Ländern wie Norwegen, Schweden, Schweiz oder Finnland zurück. „Damit ist es nur folgerichtig, dass die Bayerische Staatsregierung massiv in die digitale Infrastruktur investiert. Unsere Speditions- und Logistikunternehmen wollen und müssen jetzt Ergebnisse sehen und eine Verbesserung dieses Rückgrats der Digitalisierung in ihrem eigenen Unternehmen erleben“, erläutert Lehmann.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist für die LBS-Mitglieder die Stärkung der IT-Sicherheit. „Wir brauchen echte Cyber-Kompetenzzentren auf Landesebene. Durch die Nutzung und Generierung sensibler Kundendaten gehört auch die Speditions- und Logistikbranche zu den möglichen Zielen für Cyberkriminalität“, stellt Lehmann klar. Das heißt auch für die Unternehmen in erster Linie, verstärkt in die eigene IT-Struktur und deren Sicherheit zu investieren. Leistungsfähige Kompetenzzentren müssen den Unternehmen dabei beratend und unterstützend zur Seite stehen, damit wichtige Investitionsentscheidungen getroffen und Schwachstellen schon vor dem Ernstfall erkannt werden, denn ein „erfolgreicher“ Cyber-Angriff kann heute bei einem Schaden leicht einmal in Höhe von mehr als 2,5 Millionen Euro pro Unternehmen liegen – eine Summe, die für die Dienstleisterbranche Spedition/Logistik existenzentscheidend sein kann. Der Schaden ergibt sich vor allem aus der Vielzahl von Maßnahmen, die der Angriff nach sich zieht: Betriebsbeeinträchtigung und -unterbrechung, Schadensermittlung, Wiederherstellungskosten, Rechtsberatungskosten, Lösegeld, Vertragsstrafen, Reputationskosten, Fremdschäden und Präventionskosten. In Deutschland liegen die Kosten der Angriffe schon heute bei 51 Milliarden Euro pro Jahr, mit steigender Tendenz. Im Vergleich dazu steht beispielsweise für den Investitionshochlauf des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ab 2018 eine Summe von 14,4 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung, die dem Erhalt und dem Ausbau von Straßen, Schienen und Wasserwegen zu Gute kommen soll.
Neben der IT-Sicherheit müssen die Unternehmen der Speditions- und Logistikbranche noch ganz andere, herausfordernde Veränderungen bewältigen und richtig reagieren. Zunehmend drängen neue Akteure mit digitalen, disruptiven Konzepten in den Markt, beispielsweise im Bereich der Transportplattformen. Auch das Thema Big Data nimmt gerade für die Logistikbranche mit ihrer Vielzahl an Datenquellen entlang der Supply Chain einen exponentiellen Verlauf. Aufgrund vieler umfangreicher Genehmigungsverfahren oder auch Dokumentations-verpflichtungen, die die Speditions- und Logistikunternehmen belasten, appellieren wir daher des Weiteren an die Bayerische Staatsregierung, die Digitalisierung dieser Verwaltungsprozesse mit schlanken E-Government-Lösungen für Firmen zügig zu voranzutreiben. Mit diesen verbesserten Rahmenbedingungen können die Unternehmen für den digitalen Wettbewerb gestärkt und vom Administrationsaufwand her entlastet werden.“